PERSEUS
Perseus, der Sohn des Zeus und der Danae
Akrisios heiratete Aganippe und zeugte mit ihr eine einzige Tochter, die er Danae nannte. Ungeachtet der Schönheit des Mädchens war der König von Argos betrübt, dass er keinen Sohn hatte, der ihm auf den Thron folgen konnte. Nach einigen Jahren beschloss er, das Orakel von Delphi zu fragen, ob er noch mit einem männlichen Erben rechnen konnte.
Die Antwort, die er von der Apollonpriesterin erhielt, war folgende:
„Akrisios, du wirst keinen Sohn bekommen, dem du dein Reich hinterlassen kannst. Den Thron von Argos wird der Sohn deiner Tochter besteigen, der einst ein großer Heros sein wird. Die Schicksalsgöttinnen haben jedoch verfügt, dass dich dein Enkel tötet.“
Als Akrisios diese Worte vernahm, erschrak er sehr. Und von jenem Augenblick an beherrschte ihn nur noch ein einziger Gedanke: Er musste alles daran setzen, um seinem Schicksal zu entgehen, und das konnte nur gelingen, wenn er verhinderte, dass er jemals Großvater würde.
Schon am nächsten Tag ließ er ein unterirdisches Verlies mit schweren, kupfernen Türen bauen, in das er seine Tochter einsperrte. Nun wähnte er sich vollkommen sicher, dass sie niemals Kinder bekommen würde.
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Aufgrund ihrer außergewöhnlichen Schönheit hatte sich jedoch Zeus in Danae verliebt, und kein Gefängnis der Welt, so sicher es auch sein mochte, konnte den Herrn über die Götter und die Menschen daran hindern, ihr nahe zu kommen.
In goldenen Regen verwandelt, floss Zeus durch die Ritzen des geschlossenen Fensters in das dunkle Verlies, und neun Monate später brachte die Tochter des Akrisios Perseus zur Welt, den Sohn des Zeus.
Als Akrisios zufällig an dem Verlies vorbeikam, hörte er einen Säugling schreien. Obwohl er zuerst an eine Sinnestäuschung glaubte, wollte er sich doch Gewissheit verschaffen und ließ die schweren Türen öffnen. Da sah er seine Tochter mit einem Kind im Arm, und der Schreck fuhr ihm in alle Glieder. Weil er aber nicht glauben konnte, dass Zeus das Kind gezeugt hatte, verdächtigte er sofort seinen Bruder Proitos. Nichts konnte ihn von dieser Überzeugung abbringen, und seine Empörung kannte keine Grenzen. Um sich an dem Bruder zu rächen und den gefährlichen Enkel loszuwerden, beschloss er, Danae und ihren Sohn zu töten. Im letzten Augenblick hinderte ihn jedoch die Furcht vor dem Zorn der Götter daran, die Tat auszuführen. Da kam ihm ein anderer Gedanke.
„Sie sollen im Meer ertrinken und von den Fischen gefressen werden“, dachte er und in seinen Augen blitzte es schlau. „Nicht ich werde an ihrem Schicksal schuld sein, sondern Proitos. All die Jahre hat er es nicht geschafft, mich aus dem Weg zu räumen, so soll es nun auch seinem Sohn nicht gelingen.“
Unverzüglich setzte er seinen Plan in die Tat um.
Auf der Kykladeninsel Seriphos, die der Bucht von Argos gegenüberliegt, erprobte wenige Tage später ein Fischer namens Diktys eine neue Fangmethode. Die Göttin Athene hatte ihm gezeigt, wie er dicke Fäden miteinander verknüpfen konnte, um damit zu fischen. Auf diese Weise entstand das erste Fischernetz, das im Griechischen noch heute den Namen jenes Fischers trägt.
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Als Diktys sein Netz einholte, sah er, dass sich ein großer hölzerner Kasten in ihm verfangen hatte. Voller Neugier zog er ihn an Land. Es war eine kunstvoll gearbeitete Truhe, die mit kupfernen Bändern verschlossen war. Beim Anblick des wertvollen Materials geriet der Fischer in Erstaunen. Viele Fragen drängten sich ihm auf, und er machte sich daran, die Truhe zu öffnen, was schwieriger war, als er anfangs dachte. Geduldig entfernte er die kupfernen Bänder, eines nach dem anderen, dann zog er die langen Nägel aus dem Deckel, und die Truhe sprang auf.
Wer beschreibt seine Überraschung, als er in der Truhe zwei menschliche Wesen vorfand, eine junge Frau und einen Säugling! Sie waren in einem erbarmungswürdigen Zustand, doch sie lebten. Natürlich handelte es sich um niemanden anders als um Danae und Perseus, die Akrisios dem Meer übergeben hatte, weil er sie nicht eigenhändig töten wollte.
Diktys half ihnen aus der Truhe und nahm sie mit zu sich nach Hause. Er überließ Danae eine Kammer in seiner Hütte und sorgte dafür, dass es ihr und ihrem Kind an nichts fehlte.
Polydektes, der König von Seriphos, war Diktys’ Bruder, doch er hatte mit dem sanften, gutmütigen Fischer nichts gemein. Hart und unbarmherzig war seine Herrschaft, und einen besonderen Hass hegte er gegen Frauen. Er hatte sich geschworen, niemals zu heiraten, doch als er Danae zu Gesicht bekam, war er von ihrer Schönheit wie geblendet, und sein Sinn änderte sich. Er wollte die junge Frau um jeden Preis für sich gewinnen und versuchte sein Ansinnen mit Erpressungen und Drohungen durchzusetzen. Damit erreichte er allerdings genau das Gegenteil. Danae wies all seine Annäherungsversuche zurück, denn sie empfand für ihn nichts als Abneigung und Ekel.
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Perseus enthauptet die Medusa
Die Jahre vergingen, und Perseus wuchs zu einem stattlichen jungen Mann heran, mit dem sich an Schönheit, Klugheit und Kraft niemand so leicht messen konnte. All die Zeit über hatte Polydektes Danae nicht in Ruhe gelassen, doch inzwischen musste er außer ihrem eigenen Widerstand auch noch den ihres Sohnes überwinden, der sie mutig verteidigte.
Der König beschloss, Perseus aus dem Weg zu räumen. Allein auf sich gestellt, würde Danae nicht die Kraft haben, sich gegen sein Drängen zur Wehr zu setzen. Nachdem er sich einen heimtückischen Plan ausgedacht hatte, ließ er alle bedeutenden Männer der Insel, darunter auch Perseus, in seinen Palast rufen.
„Danae interessiert mich nicht mehr, ich will Oinomaos, den König von Pisa, um die Hand seiner Tochter Hippodameia bitten“, eröffnete er ihnen. „Nun bin ich aber nur der König einer kleinen Insel, und ich fürchte, ich werde vor dem mächtigen Herrscher des Festlandes eine armselige Figur abgeben. Deshalb habe ich beschlossen, dass mir jeder von euch ein Pferd geben soll, damit ich Oinomaos mit kostbaren Geschenken beeindrucken kann.“
Die Fürsten versprachen ihm bereitwillig, was er verlangte, nur Perseus entgegnete traurig:
„Ich besitze weder ein Pferd noch genügend Gold, um eines zu kaufen. Befiehl mir etwas anderes, ich bin so froh, wenn du von meiner Mutter ablässt, dass ich alles tun werde, was du verlangst. Selbst das Haupt der Medusa würde ich für dich herbeischaffen.“
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Nun wusste jeder, dass das Haupt jenes grässlichen Ungeheuers so schrecklich anzusehen war, dass bei seinem Anblick alle vor Entsetzen zu Stein erstarrten und dass es deshalb unmöglich war, es abzuschlagen. Perseus hatte es ohnehin nicht wörtlich gemeint, sondern eine zu seiner Zeit durchaus übliche Redewendung gebraucht, um zum Ausdruck zu bringen, dass er bereit war, jeden Befehl des Königs auszuführen. Dieser rief jedoch sofort:
„Bravo! Das ist ein Geschenk nach meinem Geschmack. Bring mir das Haupt der Medusa, und ich verspreche dir, dass ich deine Mutter in Zukunft in Ruhe lassen werde.“
Perseus, der mit dieser Reaktion nicht gerechnet hatte, sah den König erstaunt an, doch er zeigte keine Furcht.
„Ich werde es dir bringen“, entgegnete er zornig, „ich mache mich sofort auf den Weg.“ Mit festem Schritt verließ er den Thronsaal, während Polydektes seinen Freunden mit ironischem Lächeln versicherte:
„Eure Pferde könnt ihr behalten, es ist alles nach Wunsch gelaufen. Ich habe bei Perseus erreicht, was ich wollte. Ohne seinen Beistand kann sich Danae nicht länger sträuben, meine Frau zu werden.“
Perseus’ Vorhaben bedeutete tatsächlich den sicheren Tod. In dem Augenblick, wo er die schreckliche Medusa erblicken würde, würde er zu Stein erstarren.
Die Medusa lebte mit ihren beiden Schwestern auf einer Insel im großen Ozean, weit am Ende der Welt. Die drei waren hässliche Gorgonen mit großen schwarzen Flügeln und einem schuppigem Leib. Die Zunge hing ihnen zwischen zwei riesigen, hervorstehenden Zähnen aus dem Mund, ihre Gliedmaßen endeten in spitzen, gebogenen Krallen, und auf dem Kopf trugen sie anstatt des Haares giftige Schlangen. Ihr Blick aber war so wild und ihr Antlitz so grauenerregend, dass jeder, der sie ansah, sofort zu Stein erstarrte.
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Wie sollte es nun möglich sein, einem solchen Ungeheuer das Haupt abzuschlagen? Polydektes hatte allen Grund zur Freude, dass sich Perseus darauf eingelassen hatte.
Nun war Perseus freilich ein Sohn des Zeus, des großen Herrschers über die Götter und die Menschen, und dieser konnte nicht zulassen, dass ihm etwas geschah. Deshalb befahl er Hermes und Athene, dem Jüngling zu helfen.
Hermes schenkte Perseus ein Schwert, das auf der Welt nicht seinesgleichen hatte. Seine diamantene Schneide war so scharf, dass man mit ihr sogar Eisen schneiden konnte. Diese Waffe versetzte Perseus in die Lage, das Haupt der Medusa mit einem Streich abzutrennen.
Die Göttin Athene aber gab Perseus einen Schild, der wie ein Spiegel glänzte.
„Sieh nicht direkt die Medusa an“, riet sie ihm, „sondern ihr Spiegelbild in dem Schild. Auf diese Weise kannst du ihr den Kopf abschlagen, ohne von ihr versteinert zu werden.“
Als nächstes brachte die Göttin Perseus auf die Insel Samos, wo es drei lebensgroße Abbilder der Gorgonen gab.
„Dies hier ist die Medusa“, sagte Athene und zeigte auf eines der Ungeheuer. „Ich sage dir das, damit du nicht versehentlich versuchst, eine der beiden anderen Gorgonen zu töten. Es würde dir nicht gelingen, denn sie sind unsterblich, und du müsstest deinen Irrtum mit dem Leben bezahlen. Auch so ist dein Unternehmen noch gefährlich genug. Deshalb musst du zuvor die drei Stygischen Nymphen aufsuchen. Sie werden dir geben, was du dafür benötigst. Ich kann dir allerdings nicht sagen, wo du die Nymphen findest. Niemand weiß, wo sie sind, weder ich noch irgendein anderer Gott oder Mensch mit Ausnahme der drei Graien. Da diese aber Schwestern der Medusa sind, werden sie dir den Aufenthaltsort der Nymphen nicht freiwillig verraten.“
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Athene beschrieb Perseus den Weg zu den Graien, die im äußersten Westen, unweit vom Land der Hesperiden, ihr Dasein fristeten. Sie sagte ihm, dass sie sehr alt seien und dass er sie daran erkennen könne, dass sie alle drei zusammen nur ein einziges Auge und einen einzigen Zahn besäßen, die sie abwechselnd verwendeten.
Voller Zuversicht machte sich Perseus auf den Weg.
Er war lange unterwegs, und als er die Graien endlich fand, war es in dem Augenblick, wo die eine der anderen gerade ihr einziges Auge zureichte. Für wenige Sekunden waren sie beide blind, und diese Gelegenheit ließ sich Perseus nicht entgehen. Wie er das Auge auf der ausgestreckten Hand der Alten sah, hielt er ihr seine Hand hin, und sie legte es darauf.
Blitzschnell schloss Perseus die Finger um seine kostbare Beute und rief:
„Ich habe euer Auge und werde es euch nicht eher wiedergeben, bis ihr mir sagt, wo ich die Stygischen Nymphen finden kann.“
Damit hatten die Graien nicht gerechnet. Verzweifelt fuhren sie mit den Armen in der Luft herum, in der Hoffnung, den Dieb zu fassen. Sie wollten ihm um keinen Preis den Aufenthaltsort der Nymphen verraten, denn diese besaßen geflügelte Sandalen, einen Zaubersack und den Helm des Hades. Die Graien konnten in die Zukunft sehen und wussten, dass derjenige, der diese Dinge in seinen Besitz brachte, ihre Schwester, die Medusa, töten konnte.
Als sie sahen, dass sie ihr Auge nicht zurückbekamen, verlegten sie sich aufs Bitten. Perseus entgegnete ihnen:
„Entweder ihr sagt mir, wo ich die Nymphen finde, oder ich werfe euer Auge in den Ozean.“
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„Nein! Nein! Das wäre unser Ende!“, riefen die drei erschrocken. „Hab Mitleid mit uns armen Wesen und gib uns unser Auge zurück. Wir werden dir jede Unterstützung geben, die du benötigst, nur verlange nicht von uns, dass wir dir sagen, wo die Nymphen sind.“
„Ich brauche keine andere Unterstützung als diese. Sprecht, sonst bekommt ihr euer Auge nie wieder.“
Die drei Graien bekamen es mit der Angst zu tun. Sie tuschelten miteinander, doch sie konnten zu keinem Ergebnis kommen und begannen erneut zu bitten und zu betteln.
„Entweder sagt ihr mir sofort, was ich wissen will, oder ich nehme euer Auge und zertrete es.“
Erschrocken fuhren die Graien auseinander und riefen alle drei gleichzeitig, wo er die Stygischen Nymphen finden konnte.
„Das hört sich schon besser an“, sagte Perseus. „Hier habt ihr euer Auge zurück und nun lebt wohl.“
Perseus suchte die Nymphen auf, und als er ihnen sagte, was er vorhatte, gaben sie ihm bereitwillig die drei Zauberdinge. Es waren ein Paar Sandalen, mit denen man fliegen konnte, der Helm des Hades, der seinen Träger unsichtbar machte, und ein Sack, der jede beliebige Größe annahm.
„Das abgeschlagene Haupt der Medusa musst du sofort in den Sack stecken“, rieten ihm die Nymphen. „Auch wenn es vom Rumpf des Ungeheuers abgetrennt ist, kann es noch jeden, der es ansieht, versteinern.“ Dann verabschiedeten sie sich von ihm und wünschten ihm viel Glück.
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Perseus nahm die wertvollen Geschenke an sich und verließ die freundlichen Wesen. Mit Hilfe der geflügelten Sandalen gelangte er schnell und mühelos zur Insel der Gorgonen. Sobald er die drei Ungeheuer aus der Höhe ausmachen konnte, setzte er den Helm des Hades auf, wodurch er auf der Stelle unsichtbar wurde. Auf dem Eiland unter ihm standen überall vom Regen glatt geschliffene, steinerne Gestalten. Das waren Menschen, die die Gorgonen versteinert hatten. Perseus, der jetzt nur noch durch seinen Schild in die Tiefe blickte, sah, dass die Ungeheuer schliefen, und beschloss, sofort zu handeln. Er hatte die Medusa bereits zwischen ihren Schwestern entdeckt und hielt nun direkt auf sie zu. Athene ließ ihn in dieser schweren Stunde nicht allein, sie flößte ihm Mut ein und führte seine Hand. Die Augen auf das Spiegelbild in seinem Schild geheftet, schlug Perseus mit einem Schlag das Haupt der Medusa ab. Zu seiner Überraschung sprangen aus dem Hals des Ungeheuers zwei seltsame Wesen hervor, das geflügelte Pferd Pegasos und der Riese Chrysaor. Beide waren Söhne des Meeresgottes Poseidon, denen von den Schicksalsgöttinnen bestimmt war, dass sie erst dann das Licht der Welt erblicken würden, wenn jemand die Medusa köpfte.
Perseus steckte das abgeschlagene Haupt in den Zaubersack und erhob sich wieder in die Lüfte, während der Rumpf des Ungeheuers ins Meer rollte. Die beiden anderen Gorgonen waren von dem Lärm erwacht und suchten aufgebracht nach dem Mörder ihrer Schwester. Als sie ihn auf der Insel nirgends finden konnten, öffneten sie ihre Schwingen und stiegen zum Himmel empor. Perseus war natürlich längst verschwunden, sodass die Gorgonen unverrichteter Dinge umkehren mussten.
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Unbehelligt flog Perseus über das Meer und gelangte bald an einen Ort, wo sich ihm ein überwältigender Anblick bot. Ein gewaltiger Riese stützte mit seinen Schultern das Himmelsgewölbe. Es war der Titan Atlas, der vom großen Zeus dazu verurteilt worden war, diese Last für alle Zeiten zu tragen, weil er in der Titanenschlacht gegen die Götter gekämpft hatte.
Voller Bewunderung für die unglaublichen Kräfte des Titanen ließ sich Perseus zur Erde hinabgleiten und trat vor Atlas’ Füße. Es war sein größter Wunsch, den stärksten Gott der Welt kennen zu lernen. Dieser empfing ihn mit zwiespältigen Gefühlen. Es gab eine Prophezeiung, dass ein Sohn des Zeus kommen würde, um die goldenen Äpfel aus dem Garten der Hesperiden zu stehlen. Obwohl der Garten von dem schrecklichen Drachen Ladon bewacht wurde, war Atlas besorgt. Deshalb fragte er Perseus verwundert, wer er sei und was er in dieser abgelegenen Gegend suche, in die sich niemals ein Mensch verirrte.
„Ich bin Perseus, der Sohn des Zeus. Ich komme von…“
Atlas ließ ihn nicht weiterreden. Sobald er hörte, dass er einen Sohn des Zeus vor sich hatte, dachte er an die goldenen Äpfel und rief:
„Gemeiner Dieb! Du willst das Wertvollste stehlen, was wir besitzen. Verschwinde bevor ich Ladon rufe, damit er dich in Stücke reißt!“
„Ich bin kein Dieb, glaube mir, ich habe nicht die Absicht, dir irgendetwas wegzunehmen. Man hat mich ausgesandt, die schreckliche Medusa zu töten, das habe ich getan, und nun bin ich auf dem Heimweg. Hier in diesem Sack befindet sich ihr Haupt.“
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„Du bist nicht nur ein Dieb, sondern auch ein Lügner. Wie kannst du es wagen zu behaupten, dass du das Haupt der Medusa besitzt. Als ob es jemand fertig brächte, die Medusa zu köpfen!“
„Ich spreche die Wahrheit, auch wenn du mir nicht glaubst. Hier ist es!“ Perseus holte seine grässliche Beute aus dem Sack und zeigte sie dem Titanen. Da geschah etwas Erstaunliches.
Als Atlas das Haupt der Medusa sah, wurde er zu Stein. Sein Körper wurde zu einem gewaltigen Gebirge, seine Haare und sein Bart zu dichten Wäldern. Sein Kopf aber war der höchste Gipfel, auf dem das Himmelsgewölbe ruhte. Dieses Gebirge heißt auch heute noch Atlasgebirge. Perseus erschrak, denn er hätte niemals gedacht, dass das abgeschlagene Haupt der Medusa die Kraft besitzen könne, einen Titanen, der zudem noch unsterblich war, zu versteinern. Betrübt steckte er es wieder in den Sack und flog weiter.
An dieser Stelle könnte man Folgendes einwenden: Wenn Perseus Atlas versteinerte, wie war es dann möglich, dass Herakles, der später zu ihm kam, ihn noch immer mit dem Himmelsgewölbe auf den Schultern antraf? Hier wird deutlich, dass die Mythologie nicht das Werk eines einzelnen Menschen ist und dass sie nicht an einem Ort und zu einer Zeit entstand. Sie weist viele Widersprüche auf, und einer davon, der augenfälligste vielleicht, betrifft das Schicksal von Atlas. Das muss uns nicht stören, so wie es auch die Menschen im Altertum nicht gestört hat, die die poetische Schönheit einer Geschichte niemals irgendeiner Logik geopfert hätten.
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Andromedas Rettung
Unser Heros setzte seine Reise fort und gelangte bald vor die Küste Äthiopiens. Aus der Höhe sah er auf einem dunklen Felsen im Meer etwas Weißes schimmern, und um herauszufinden, was es war, flog er tiefer.
„Was für eine herrliche Skulptur!“, rief er voller Bewunderung. „Es muss ein großer Künstler gewesen sein, der sie erschaffen hat.“
Als er weiter hinunter kam, bemerkte er, dass das Haar der „Skulptur“ im Wind wehte, und mit einem Schlag wurde ihm klar, dass es kein Kunstwerk war, sondern ein lebendes Mädchen, das man an den Felsen gebunden hatte.
Perseus stieg auf den Felsen hinab und trat zu dem Mädchen. Er fragte es, wer es sei und weshalb man es gefesselt habe. Da begann es zu erzählen, und seine Worte wurden immer wieder von Schluchzen unterbrochen:
„Ich heiße Andromeda und bin die Tochter von König Kepheus, dem Herrscher dieses Landes. Man hat mich hier an den Felsen gebunden, um mich für ein Vergehen büßen zu lassen, an dem ich keine Schuld trage. Meine Mutter, Königin Kassiopeia, hat einen großen Fehler begangen, als sie wagte, ihre eigene Schönheit mit der Schönheit der Nereiden zu vergleichen, der Töchter des weisen Meeresgreises Nereus. Ja, sie stritt sogar mit ihnen und beharrte darauf, dass sie selbst die Schönste von allen sei. Das war eine grobe Beleidigung für die Meeresnymphen. Sie gingen nicht zu ihrem Vater, um ihr Recht einzufordern, denn sie wussten, dass er von sanfter Natur ist und niemals ärgerlich wird, sondern zu dem starken Gott des Meeres, dem Erderschütterer Poseidon. Dieser geriet außer sich vor Zorn. Um uns zu strafen, schickte er uns große Überschwemmungen.
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Kaum ging das Wasser zurück, tauchte ein Seeungeheuer auf, das verwüstete, was von der Flut verschont geblieben war. Verzweiflung herrschte im Land, und weil wir keinen Ausweg mehr wussten, fragte mein Vater das Orakel, was wir tun könnten. Die Antwort lautete, das Übel werde erst dann von uns genommen, wenn das Ungeheuer die Tochter des Königs gefressen habe. Das ist in der Tat die härteste Strafe, die es für meine Mutter geben kann, denn sie liebt mich mehr als ihr eigenes Leben. So sehr sich meine Eltern auch sträubten, mich zu opfern, es blieb ihnen schließlich keine andere Wahl, denn das Volk, das all das Elend nicht länger ertragen konnte, begehrte gegen sie auf. So hat man mich Arme hier an den Felsen gebunden, damit mich das Ungeheuer frisst.“
Perseus war zutiefst gerührt. Er hatte sich auf der Stelle in das hübsche Mädchen verliebt und wollte es um jeden Preis retten, um es zu seiner Frau zu machen. Während er noch nach Worten suchte, um Andromeda seine Liebe zu gestehen, fuhr die Königstochter fort:
„Löse meine Fesseln, Fremder, und mach mich zu deiner Sklavin, wenn du mich nicht heiraten willst. Rette mich, und ich werde dir ewig dankbar sein. Doch was sage ich da. Ich bitte dich um etwas, was nicht geschehen darf. Wenn ich am Leben bleibe, wird das Ungeheuer weiterhin unser Land verwüsten.“ Bei diesen Worten brach sie erneut in Tränen aus.
„Weine nicht länger, armes Mädchen. Ich bin Perseus, der Sohn des Zeus, und ich kann das Ungeheuer töten.“
Eine zaghafte Hoffnung ließ Andromedas Gesicht aufleuchten. In diesem Augenblick erschienen ihre Eltern. Sie hatten Perseus’ letzte Worte gehört und fielen ihm zu Füßen.
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„Rette unsere Tochter, Fremder“, flehten sie ihn an. „Du kannst von uns verlangen, was du willst, wir wollen dir all unsere Schätze geben, unser ganzes Königreich.“
„Eure Schätze interessieren mich nicht, ich will nur, dass Andromeda meine Frau wird.“
Kepheus und Kassiopeia schworen bei der Göttin Aphrodite, dass Perseus ihre Tochter bekommen sollte, wenn es ihm gelänge, das schreckliche Ungeheuer zu töten.
Plötzlich begann das Meer zu schäumen. Ein schwarzer Rücken zerteilte die Gischt, tauchte wieder unter, und wenige Sekunden später erschien der riesige Leib eines Drachen an der Meeresoberfläche. Andromeda stieß einen gellenden Schrei aus, Kepheus und Kassiopeia klammerten sich zu Tode erschrocken aneinander. Das Ungetüm kam mit rasender Geschwindigkeit auf sie zu, und es galt nun keine Zeit mehr zu verlieren. Perseus erhob sich in die Luft, und Andromeda und ihre Eltern folgten ihm mit erstaunten Blicken. Ihre Verwunderung nahm noch zu, als der Heros plötzlich vor ihren Augen verschwand. Er hatte den Helm des Hades aufgesetzt und befand sich bereits über dem Ungeheuer. Im nächsten Augenblick rammte er sein Schwert in den mächtigen Hals des Drachen, doch es gelang ihm nicht, ihn ernstlich zu verletzen. Das Einzige, was er erreichte, war, dass er ihn aufs Äußerste reizte. Das riesige Seeungeheuer warf sich von einer Seite auf die andere und wühlte das Meer auf. Perseus blickte in das brodelnde Chaos unter sich und sah ein, dass es zwecklos war, noch einmal zuzustoßen. In der Zwischenzeit versuchte der Drache zu ergründen, woher seine Schmerzen kamen, doch er konnte nichts Verdächtiges entdecken, weder in der Luft noch im Wasser. Irgendwann bemerkte er auf dem schäumenden Meer Perseus’ Schatten und stürzte sich blindwütig darauf.
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Da bot sich dem Heros endlich die Gelegenheit, auf die er gewartet hatte, und er trieb dem Ungeheuer sein Schwert tief in den Kopf. Der gewaltige Drachenleib erschlaffte plötzlich, was für die Zuschauer am Meeresufer wie ein Wunder anmutete. Er drehte sich auf den Rücken und wiegte sich leise auf den Wellen. Perseus landete auf dem Bauch des Ungeheuers und nahm dort den Helm des Hades ab. Als Andromeda und ihre Eltern den Jüngling sahen, weinten sie vor Freude. Perseus vergewisserte sich, dass der Drache wirklich tot war, dann flog er zu der Königstochter, löste ihre Bande und trug sie behutsam an den Strand, wo er sie vor ihren Eltern absetzte. Der König und die Königin küssten und umarmten Andromeda und waren überglücklich.
Am nächsten Tag wurde die Hochzeit gefeiert. Zu dem Ereignis hatten sich alle Fürsten des Landes im prachtvoll geschmückten Thronsaal eingefunden. Ein bildhübscher Jüngling begann auf der Leier zu spielen, und die Feier nahm ihren Lauf. Plötzlich brach die Musik ab. Alle sahen erschrocken zu der großen Tür des Saales hin, die donnernd aufgestoßen wurde. Phineus, der Bruder des Königs, stürmte mit seinen Kriegern herein.
„Was geht hier vor?“, brüllte er. „Andromeda gehört mir. Ihr habt mir euer Wort gegeben, dass sie meine Frau wird. Weshalb wollt ihr sie mit einem Mal einem Fremden überlassen?“
„Du sagst, ich bin ein Fremder, doch ich habe Andromeda vor dem sicheren Tod bewahrt!“, rief Perseus. „Ihre Eltern haben mir geschworen, dass ich sie zur Frau bekomme.“
„Wie konntet ihr das tun?“ Phineus wandte sich voller Zorn an das Königspaar. „Wie konntet ihr den gleichen Eid ein zweites Mal leisten!“
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Kepheus und Kassiopeia schwiegen betreten.
„Jetzt hört gut zu!“, rief ein alter, ehrwürdiger Fürst. „Andromeda weilt heute unter uns, weil Perseus sie unter Einsatz seines Lebens gerettet hat. Plötzlich kommt Phineus daher und fordert sein Recht. Welches Recht, Phineus? Wo warst du, als man Andromeda an den Felsen band? Weshalb hast du nicht versucht, das Ungeheuer zu töten, sondern bist weggegangen und hast sie in ihrem Unglück allein gelassen? Wer hat die Verlobung aufgelöst, ihre Eltern oder du selbst? Du hast keinen Anspruch mehr auf Andromeda, sie gehört Perseus. Sollte aber jemand anderer Meinung sein, so gibt es eine einfache Lösung. Wir können das Mädchen selbst fragen.“
„Ja, fragen wir Andromeda!“, rief Perseus.
„Fragen wir sie!“, stimmten auch ihre Eltern zu.
„Vater“, sagte die Königstochter, „mein Leben gehört meinem Retter. Ihn werde ich zum Mann nehmen.“
„Niemals!“, rief Phineus und schleuderte seinen Speer nach Perseus.
Dieser hatte den Angriff erwartet und sprang schnell zur Seite. Der Speer traf den Sänger, der im Fallen ein letztes Mal in die Saiten seiner Leier griff. Das Instrument gab einen klagenden Ton von sich, und als dieser verhallt war, hatte der schöne Jüngling sein Leben ausgehaucht. Perseus zog sein Schwert. Von den Hochzeitsgästen traten zahlreiche kühne Männer an seine Seite, und es begann ein heftiger Kampf. Viele Krieger des Phineus wurden getötet, doch er war mit einem ganzen Heer angerückt, sodass die Situation für Perseus von Anfang an hoffnungslos war. Nach und nach lichteten sich die Reihen seiner Gefährten.
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Als die Göttin Athene sah, in welcher Gefahr der Heros schwebte, eilte sie ihm zu Hilfe und hielt schützend ihren Schild vor seinen Leib. Speere und Pfeile prasselten unablässig auf Perseus herab, und seine Mitstreiter waren bereits alle tot. Der starke Sohn des Zeus stand nun ganz allein da. An eine Säule gelehnt, kämpfte er um sein Leben, doch es gab keine Hoffnung, es sei denn…
Plötzlich rief Perseus:
„Wer mir wohl gesonnen ist, schaue einen Augenblick nicht her!“
Er holte das Haupt der Medusa aus dem Sack und zeigte es seinen Feinden. Mit einem Mal wurde es ganz still, und überall im Thronsaal standen steinerne Statuen. Es waren die Krieger des Phineus, wie sie ihren Bogen spannten, mit dem Speer ausholten, oder mit dem Schwert kämpften.
Nur Phineus selbst war noch am Leben. Als er sah, was seinen Männern geschehen war, fiel er vor Perseus auf die Knie und flehte um Erbarmen. Der Heros holte ein weiteres Mal das Haupt der Medusa aus dem Sack und versteinerte den Bruder des Königs in der erniedrigenden Stellung eines Kriegers, der um sein Leben bettelt.
Nach der Hochzeit wollte Perseus nicht länger im Palast seines Schwiegervaters bleiben. Unter Tränen verabschiedete sich Andromeda von ihren Eltern und folgte ihrem Mann nach Griechenland.
Sobald sie auf Seriphos angekommen waren, ging Perseus, der vor allem seine Mutter wiedersehen wollte, zu der Fischerhütte. Er öffnete die Tür und trat ein.
Diktys glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Er fiel vor dem Heros auf die Knie und küsste ihm die Hände.
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„Du wirst staunen, wenn du erfährst, was ich hier in diesem Sack habe“, sagte Perseus. „Doch wo ist meine Mutter?“
„Polydektes hält sie gefangen.“
Perseus lief zum König. Er fand ihn auf einem Platz in der Nähe des Palastes, wo er mit seinen Freunden an einer langen Tafel saß und es sich gut gehen ließ. Als die königliche Gesellschaft den Heros bemerkte, wunderten sich alle. Niemand hatte erwartet, Perseus noch einmal wiederzusehen, am allerwenigsten Polydektes selbst.
„Du wagst es zurückzukommen“, schrie er ihn an. „Ich habe dich ausgesandt, das Haupt der Medusa zu holen.“
„Genau das habe ich getan!“
Polydektes quittierte diese Antwort mit schallendem Gelächter, in das seine Freunde einstimmten.
„Hört, hört“, spotteten sie, „er will uns das Haupt der Medusa gebracht haben.“ Sie hielten sich die Seiten vor Lachen.
Da steckte Perseus die Hand in den Sack und holte das Haupt des schrecklichen Ungeheuers heraus.
„Wenn ihr mir nicht glauben wollt, dann seht selbst!“
Im nächsten Augenblick waren die Männer, die immer noch lachten, zu steinernen Statuen erstarrt. Es heißt, dass diese Statuen im Laufe der Jahre zerbröckelten und dass die Insel Seriphos deshalb noch heute mit Steinen übersät ist. Noch erstaunlicher ist aber, dass dem Besucher der palästinischen Stadt Jaffa eine Stelle gezeigt wird, an der es viele aufrecht stehende Steinsäulen gibt.
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Man glaubt, dass es sich um die Überreste von Phineus und seinen Männern handelt. Der römische Kaiser Marcus Aemilius nahm einige dieser Steine, deren Form an die menschlicher Körper erinnerte, mit nach Rom und stellte sie dort öffentlich aus, um seinen Untertanen die Taten des Perseus in Erinnerung zu rufen.
Kehren wir aber zu unserer Geschichte zurück.
Nachdem Perseus seine Mutter befreit hatte, machte er Diktys zum König von Seriphos und kehrte mit Danae und Andromeda in das heimatliche Argos zurück.
Dort angekommen, dankte er Athene für ihre Hilfe und schenkte ihr das Haupt der Medusa, das die Göttin an ihren Schild heftete. Dann machte er sich noch einmal auf den Weg zu den Stygischen Nymphen, um ihnen die geflügelten Sandalen, den Helm des Hades und den Zaubersack zurückzugeben.
Als er nach Argos zurückkehrte, war sein Großvater Akrisios verschwunden. Aus Furcht, dass sich der Orakelspruch bewahrheiten könnte, hatte er auf seinen Thron verzichtet und war in das thessalische Larissa geflüchtet. So wurde Perseus zum König von Argos.
Ein Prophezeiung erfüllt sich
Kurze Zeit später fanden in Larissa bedeutende Sportwettkämpfe statt, zu denen Athleten und Heroen aus dem ganzen Land anreisten. Auch Perseus kam zu den Spielen, um am Diskuswurf teilzunehmen. Dabei ereignete sich ein tragischer Unfall. Seine Scheibe flog weit über das Stadion hinaus und traf einen Vorübergehenden am Kopf, der auf der Stelle tot war. Dieser unglückliche Mann aber war niemand anders als Akrisios. So erfüllte sich der Orakelspruch, dass Akrisios durch seinen Enkel den Tod finden würde..
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Voller Kummer kehrte Perseus nach Argos zurück. Nach allem, was geschehen war, wollte er nicht mehr auf dem Thron seines Großvaters regieren, deshalb traf er ein Übereinkommen mit Megapenthes, dem Sohn des Proitos, der im benachbarten Tiryns König war. Obgleich ihre Väter die ärgsten Feinde gewesen waren, verstanden sich Perseus und Megapenthes gut, und sie beschlossen, dass Megapenthes in Argos und Perseus in Tiryns herrschen sollte.
Perseus ist auch als Gründer und erster König von Mykene bekannt, der reichsten und stärksten Stadt in mythischer Zeit. Nachdem er in der Nähe von Tiryns einen günstig gelegenen Hügel entdeckt hatte, beschloss er, auf ihm eine Burg zu errichten und diese zu seinem Regierungssitz zu machen. Beim Bau dieser Burg halfen Perseus die Kyklopen. Es hieß, dass sie als Einzige in der Lage waren, die gewaltigen Steinblöcke von der Stelle zu bewegen, die wir in den Befestigungsanlagen von Mykene noch heute sehen können. Deshalb werden die Mauern der Stadt auch Kyklopenmauern genannt.
Perseus und Andromeda war ein langes Leben vergönnt, und sie bekamen sieben Kinder. Ihr ältester Sohn Perses war der erste König der Perser und der Stammvater dieses Volkes. Der zweite Sohn Elektryon bestieg später den Thron von Mykene, seine Tochter Alkmene aber war die Mutter von Herakles, dem größten griechischen Heros.
Wie wir gesehen haben, stammen all diese Könige, Heroen und Stammväter großer Geschlechter vom Flussgott Inachos ab, dem ersten König und Gründer von Argos.
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Um die Linie von ihm bis zu Herakles weiterzuverfolgen, müssen die Namen folgendermaßen aneinandergereiht werden: Inachos, Io, Epaphos, Libye, Belos, Danaos, Hypermnestra, Abas, Akrisios, Danae und Perseus. Dann kommen noch Elektryon, Alkmene und Herakles, der starke Sohn des Zeus. Insgesamt sind das vierzehn Generationen.
Perseus und Andromeda herrschten friedlich über Mykene. Nach ihrem Tod kamen sie nicht in den finsteren Hades, sondern wurden in den Himmel erhoben, weil Perseus’ Vater, der große Zeus, es so wollte. Mit Hilfe einer Himmelskarte kann man in einer sternklaren Nacht das Sternbild des Perseus leicht finden. Neben ihm befindet sich das Sternbild der Andromeda und die des Kepheus und der Kassiopeia. Andromeda grämte sich, dass sie ihre Eltern nach ihrer Hochzeit niemals wiedergesehen hatte, deshalb erhob Zeus, der große Herrscher über Himmel und Erde, auch Kepheus und Kassiopeia in den Himmel und setzte ihre Sternbilder neben das der Andromeda.
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Perseus, der Sohn des Zeus und der Danae | Perseus enthauptet die Medusa | Andromedas Rettung | Ein Prophezeiung erfüllt sich
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Απόσπασμα από το βιβλίο Perseus - Theseus του Μενέλαου Στεφανίδη
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