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Eine Gruppe mutiger junger Männer wagt den Vorstoß in unerforschte Regionen, um das goldene Vlies nach Griechenland zu holen. Nicht um Reichtum geht es ihnen dabei, sondern um das Glück aller. Unter Iasons Führung bestehen sie zahllose Gefahren, doch am Ende scheint ihr Vorhaben aussichtsloser denn je. Sie geben nicht auf, setzen ein weiteres Mal ihr Leben aufs Spiel. Da bekommen sie unverhofft Hilfe. Die Liebe ebnet ihnen den Weg, und Iason gelangt in den Besitz des goldenen Vlieses, das zum Glück verhilft! Als sie aber erneut in Bedrängnis geraten, morden sie aus dem Hinterhalt. Götter, Dämonen, alle sind nun gegen sie, und die Heimreise wird zu einer nicht enden wollenden Irrfahrt. Noch hilft ihnen die Liebe, und sie kehren nach Iolkos zurück. Das goldene Vlies aber hat seinen Glanz und seine Kraft verloren. Es war alles vergeblich. Und als Iason die Liebe verrät, kommt es zur Tragödie, einer Tragödie, die den Namen Medea trägt.
5. Die Argonauten
Neu erzählt von Menelaos Stefanides
Mit 31 Zeichnungen von Jannis Stefanides
Übersetzung: Christina Tell
265 Seiten, ungebunden, Taschenbuch 16,5 x 11,5 cm
Ab 12 Jahren
ISBN-10: 9604250779, ISBN-13: 9789604250776
DAS GOLDENE VLIES
Am nächsten Morgen führten die Söhne des Phrixos Iason in den Palast des Königs von Kolchis. Mit ihnen ging Augeias, der ebenfalls ein Sohn des Sonnengottes war und es nicht erwarten konnte, seinen Bruder kennen zu lernen. In ihrer Beratung am Vorabend hatten die Männer beschlossen, dass Iason Aietes aufsuchen und ohne Umschweife das goldene Vlies von ihm fordern sollte. Er sollte allerdings hinzufügen, dass die Argonauten bereit wären, dem König als Gegenleistung jeglichen Dienst zu erweisen, selbst unter Einsatz ihres Lebens. Auf diese Weise wollten sie ihm zeigen, dass sie keine gemeinen Diebe waren, sondern ehrenvolle Männer, die das wertvolle Widderfell verdient hatten.
Es war freilich nicht abzusehen, wie die Begegnung mit dem König von Kolchis ausgehen würde. Schien es doch mehr als gewagt, vor den mächtigen Aietes hinzutreten und ihm mitzuteilen, dass man eine so weite Reise unternommen habe, um ihm das Wertvollste zu nehmen, was es auf Erden gab. Doch war ihr Unternehmen nicht von Anfang an ein Wagnis gewesen? Sollten sie nun im letzten Augenblick den Mut verlieren? Auf keinen Fall. Entschlossen gingen die Argonauten auf die Stadt zu.
Als sie an die Tore von Aia kamen, wurden sie in einen dichten Nebel gehüllt, den ihnen die Nymphe Nephele sandte, um sie vor neugierigen Blicken zu schützen. Die Söhne des Phrixos, die jeden Winkel der Stadt kannten, führten sie durch die engen Gassen, und schon nach kurzer Zeit fanden sich die Männer im großen Palasthof wieder. Hier löste sich der Nebel auf.
Nach und nach nahm der prächtige Palast des Herrschers von Kolchis vor den verwunderten Augen von Iason und Augeias Gestalt an. Man erzählte sich damals, dass das Königshaus vom Schmiedegott Hephaistos erbaut worden war, der Aietes’ Vater damit eine Freude bereiten wollte. Besonders beeindruckt waren die beiden Männer von einem fein gearbeiteten Brunnen, ebenfalls ein Werk des nimmermüden Gottes. Aus ihm flossen vier Quellen. Die eine spendete Milch, die zweite Wein, die dritte duftendes Öl und die vierte Wasser, das im Winter warm, im Sommer eiskalt war, wie ihnen Kytissoros erklärte. All diese Dinge zeugten nicht nur vom Reichtum des Königs, sondern auch von der wundertätigen Kraft des goldenen Vlieses.
Als Erste bemerkte Medeas Schwester Chalkiope die sechs Männer. Sie lief mit einem Freudenschrei auf ihre verloren geglaubten Kinder zu und umarmte sie. Dann öffnete sich das große Palasttor, und Aietes selbst erschien auf der Schwelle. Als er Chalkiopes Söhne sah, noch dazu in Gesellschaft von Fremden, verdüsterte sich sein Gesicht.
„Ich habe euch nach Griechenland geschickt“, rief er zornig. „Weshalb seid ihr zurückgekommen?“.
„Wir haben Schiffbruch erlitten“, entgegnete Kytissoros. „Diese tapferen Männer hier sind unsere Retter. Wir hielten sie anfangs für Fremde, doch es stellte sich heraus, dass sie Landsleute aus Griechenland sind.“
„Ich bin dein Bruder aus der Elis“, sagte Augeias und ging freudig auf Aietes zu, um ihn in die Arme zu schließen.
Der König trat einen Schritt zurück und fragte unwirsch:
„Wie seid ihr nach Kolchis gekommen und was wollt ihr von mir?“
Textauszug aus dem Buch ”Die Argonauten” von Menelaos Stefanides
Copyright © Dimitris M. Stefanides. Ein vollständiger oder teilweiser Nachdruck dieses Auszuges ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Verlages nicht erlaubt
Der Mann, der nur eine Sandale trug
Auf dem Weg nach Kolchis
Das goldene Vlies
Die abenteuerliche Heimfahrt
Enttäuschte Hoffnungen
Das tragische Ende